Besuch im Quartier.

Am 24. Mai 2024 besuchte eine Teilnehmenden-Gruppe der URBAN-Netzwerktagung das Quartier Titiseestraße in Berlin-Waidmannslust. Begrüßt von der Quartiersmanagerin Maryann Gerach verschafften sich die Besuchenden einen Überblick über die Aufgaben des Quartiersmanagements vor Ort, das am 1.1.2021 dort seine Arbeit aufgenommen hatte. 

Foto: © Merle von Bargen (Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V.)

Das Quartier hebt sich städtebaulich von den umliegenden Einfamilienhäusern ab. Die in den Jahren 1966 bis 1972 von der damals städtischen Wohnungsbaugesellschaft GSW errichteten 4 bis 22 geschossigen Baukörper mit rund 2.500 Wohnungen sind seit Ende 2019 im Besitz der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag. Aufgrund seines Bauherrn Hans Scharoun genießt das höchste Gebäude des Quartiers Bekanntheit über die Siedlungsgrenzen hinaus.

 Die Baukörper sind größtenteils im Rahmen des öffentlichen sozialen Wohnungsbaus entstanden und befinden sich derzeit in einem hauptsächlich unsanierten Zustand. Vielmals wird in verschiedensten Beteiligungsformaten des Quartiersmanagement von der Bewohnerschaft die Hoffnung auf eine zeitnahe energetische Sanierung der Gebäude geäußert. Bei dem etwa 5.600 Menschen umfassenden Quartier sticht die hohe Anzahl der Kinder und Jugendliche besonders hervor: Etwa 1/5 der Bevölkerung sind unter 18 Jahren mit einem sehr hohen Anteil von Transferbeziehern unter 15 Jahren (60,4%)

Foto: © Merle von Bargen (Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V.)

Im Rahmen des Quartiersmanagementverfahrens wurden unter Beteiligung der Bewohnerschaft und des gewählten Quartiersrates seit 2021 acht Projekte umgesetzt, wie etwa das Kinder- und Jugendbeteiligungsprojekt SAG MAL oder die kostenlose Bewegungsangebote unter dem Namen FIT IM QUARTIER. Ebenfalls wurde durch die Finanzierung des Innenausbaus des neuen Stadtteilzentrums ein wichtiger Ankerpunkt im Quartier geschaffen.

Im Laufe des Besuches in der Titiseestraße haben sich die Teilnehmenden noch die Baustelle eines weiteren Ankerpunkt angeschaut, der derzeit im entstehen ist: Dort wo früher ein Kirchengebäude stand, entsteht derzeit der „FACE Campus“. Der Campus umfasst den Neubau eines Familienzentrums, einer Kita sowie von 126 Wohnungen. Im Rahmen des Kooperationsprojektes vom evangelischen Kirchenkreis Reinickendorf und der GESOBAU AG werden in der Titiseestraße 7 neben dem Familienzentrum sowie einer Kita mit 80 Plätzen im Erdgeschoss auch 126 Wohnungen in den darüberliegenden sechs Stockwerken gebaut, die die GESOBAU errichten lässt.

Foto: © Merle von Bargen (Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V.)

Das Kirchengebäude musste aufgrund von Schadstoffbelastungen abgerissen werden. Dies hatte zur Folge, dass der größte Begegnungsort mit auch großen Räumlichkeiten im Quartier verschwand. Im FACE Campus ist deshalb auch ein Veranstaltungsraum geplant, der dem Quartier bisher fehlte. Finanziert wird dieses Gebäude aus kirchlichen Eigenmitteln, der GESOBAU sowie Fördermitteln aus dem Programm „Sozialer Zusammenhalt“ und „Europa im Quartier“.

Die Teilnehmenden der Exkursion wurden im Rahmen ihres Besuchs auch über ein weiteres „Europa im Quartier“-Projekt informiert: Die Kindertagesstätte „Waldshuter Zeile“ wird ebenfalls über Mittel dieser Förderkulisse energetisch saniert. Nach etwa zwei Stunden, vielen Informationen und guten Gesprächen über die Herausforderungen, aber auch den Alltag eines Quartiersmanagement am Berliner Stadtrand machte sich die Gruppe wieder auf in die Mitte der Stadt.
Text: Felix Bergemann