Nach drei Jahren verlässt Felix Bergemann, Ansprechpartner für den Baufonds und Leiter des QM-Titiseestraße, das Quartiersmanagement. Anlässlich seines Abschieds haben wir uns zu einem Gespräch über seine Zeit im Quartier verabredet und über die Gründung des Quartiersmanagements, die Herausforderungen und die Zukunft gesprochen.
Selim Tóth (ST): Hallo Felix, danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Lass uns als erstes einen Blick zurück werfen – wie bist du ins Quartier Titiseestraße gekommen?
Felix Bergemann (FB): Ich bin schon drei Jahre vor der Eröffnung des QM in die Rollbergesiedlung gekommen, denn im Jahr 2018 haben wir hier das FACE Familienzentrum gegründet. Im Laufe der Eröffnung wurde ich von meiner damaligen Chefin gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, hier ein Quartiersmanagement aufzubauen. Dazu kam, dass ich auch eine persönliche Verbindung zum Quartier habe, da mich mit dem Quartier einige Kindheitserinnerungen verbinden. Darüber hinaus erinnerte mich die Rollbergesiedlung an das frühere Märkische Viertel, in dem ich groß geworden bin. Deshalb habe ich mich gleich heimisch gefühlt. Dazu habe ich schnell gemerkt, dass es hier ein kleines und familiäres Quartier ist – jeder kennt jeden und auch dadurch habe ich mich gleich wohl gefühlt. Also das ganze Projekt ist irgendwie aus dem positiven Gefühl heraus entstanden, hier etwas beitragen zu wollen.
ST: Hört sich an als hat das einfach gut gepasst. Was waren in der Zeit die größten Erfolge?
FB: Der größte Erfolg ist, dass wir drei Orte qualifizieren konnten – das Stadtteilzentrum, die Erweiterung der Angebote in der Agrarbörse, der Bau und die künftige Fertigstellung des FACE-Campus sowie die anstehende Sanierung der Kita Waldshuter Zeile. Diese Veränderungen haben wir nicht alleine gestemmt, aber mitgedacht und auch dafür gekämpft. Wenn diese Orte fertig sind, sind es Orte, die bleiben. Also ein sichtbarer Beitrag für das Quartier. Dazu kommen noch die vielen weiteren Angebote von bereits bestehenden und neuen Aktionen für Kinder, Jugendliche und Seniorinnen und Senioren im Quartier. Die können sich zwar regelmäßig ändern, das Grundprinzip aber bleibt. Auch über Aufbau des Quartiersrats und die Förderung des Engagements der Bewohnerinnen und Bewohner freue ich mich total. Der Quartiersrat ist eine bunte, lustige, coole Truppe und es hat mit sehr viel Spaß gemacht, mit den Menschen dort zu arbeiten und etwas zu reißen. Und auch das bleibt – wir haben Menschen zusammengebracht und dabei geholfen, im Quartier etwas zu bewegen.
ST: Das sind schon große Schritte, die ihr in den letzten drei Jahren geschafft habt. Was waren und sind die Herausforderungen?
FB: Sagen wir es so – jedes gesamtgesellschaftliche Problem finden wir auch im Kleinen hier im Quartier. Müll und Ratten war und ist zum Beispiel das Dauerthema, das sich in drei Jahren nicht lösen lässt und sicher auch erstmal bleiben wird. Also die Probleme bleiben, aber es gibt jetzt unterstützende Angebote für die Bewohnerinnen und Bewohner, die langfristig auch diese Themen lösen können. Beispielsweise hilft das FACE bei der Kinderbetreuung, es gibt jetzt eine Sozialberatung, die Lernstube für Kinder, Treffs für Seniorinnen und Senioren und vieles mehr. Durch diese Orte kann sich langfristig auch sowas wie das Thema Müll lösen, wenn wir das Gemeinschaftsgefühl hier fördern können. Denn jeder Mensch hat Herausforderungen im Leben, kann jetzt aber möglichst niedrigschwellig Unterstützung finden. Diese Angebote zu etablieren und weiter auszubauen war und ist unsere Aufgabe als Quartiersmanagement.
ST: Es ist auf jeden Fall schon viel passiert. Gibt es Veränderungen, die dich besonders geprägt haben?
FB: Es ist bunter geworden – es gibt mehr Angebote, mehr Träger, mehr Menschen, die regelmäßig vorbeikommen und aktiv sind. Und diese Angebote und Menschen sind hier angekommen und identifizieren sich mit dem Quartier. Das freut mich einfach sehr. Dazu kommt noch, dass es hier schon vor dem QM viele Menschen und Träger gab, die sich sehr im Quartier engagiert haben. Und diese Menschen bekommen jetzt Unterstützung. Nicht nur von uns, sondern auch von vielen anderen. Das ist wirklich schön.
ST: Gibt es Projekte oder Aktionen, die dir besonders in Erinnerung bleiben werden?
FB: Die Eröffnung unseres QM-Büros. Das war auch für uns als Team ein wichtiger Moment, da wir so wirklich präsent im Zentrum des Quartiers sein können und noch einmal ganz neu anfangen konnten, Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern zu schließen. In unseren vorherigen Räumlichkeiten waren wir sehr versteckt. Darüber hinaus freue ich mich sehr über die die Eröffnung des GEWOBAG-Büros und der Sozialberatung sowie die Etablierung der Stadtteilmütter im Quartier.
ST: Danke für die ausführliche Reise in die Vergangenheit. Lass uns über die Zukunft sprechen – welche Themen werden relevant sein und welche Ratschläge hast du für die neue Leitung des QM?
FB: Die größte Herausforderung zu Beginn war zu schauen, welche Angebote brauchen wir und wie bekommen wir sie hierher. Jetzt und in Zukunft wird die Aufgabe eher sein, die Träger und Angebote miteinander abzustimmen. Das ist mittlerweile komplizierter, da wir viele Angebote haben. Was schön ist, aber eben für andere Herausforderungen sorgt. Auch der öffentliche Raum, also die Gestaltung der Spielplätze oder des Rosengartens, sind Dinge, die unter anderem für die Zukunft wichtig sind, da hier die Prozesse länger dauern. Ein Angebot zu starten geht deutlich schneller als Spielplätze zu renovieren. Letztlich würde ich sagen, man sollte immer das Hauptaugenmerk auf die Bedarfe der Bewohnerinnen und Bewohner legen und auf ihre Ideen und Vorschläge hören. Zuhören, worauf die Menschen hier Lust haben. Bisher sind alle Projekte im Quartier aus Ideen der Bewohnenden entstanden. Das ist das Wichtigste.
ST: Lieber Felix, vielen Dank für das Gespräch und vor allem für dein Engagement im Quartier und wünschen dir alles Gute für die Zukunft.